„Wirfsch an Haufn Malta an die Wånd…“
Comedian Jakob Windschnur erobert die Bühnen Südtirols

„…und schaugsch, wos pickn bleib.“ Jakob Windschnur aus Gufidaun ist im vergangenen Jahr mit seinen Comedy-Reels in den sozialen Medien voll durchgestartet. Nun bringt er seine schrägen Figuren aus dem Netz auf die Bühne.

Was Jakob Windschnur, so sein Künstlername, anpackt, das macht er ganz – Halbherzigkeit ist nicht sein Ding: „Wenn i mi in a Såche verbeißʼ, dånn låss i net lugg.“ Das sagt er, während er eine Waldwanderung macht und dabei mit mir telefoniert. Für etwas mehr Müßiggang habe er in letzter Zeit buchstäblich keine Zeit gehabt – die vergangenen Monate seien „oanfoch dr Wahnsinn“ gewesen. Über die Kurzvideos des 27-jährigen Comedians, die oft aus dem ganz normalen Leben gegriffen scheinen, lacht mittlerweile ganz Südtirol. Doch hinter der pointierten Comedy steckt viel harte Arbeit.

Jakob, wenn ich mich recht entsinne, war dein erster Bühnenauftritt vor „echtem“ Publikum im November 2024.
Ja, richtig, im Forum Brixen. Da habe ich zum ersten Mal ausprobiert, ob meine Witze auch vor leibhaftigen Menschen funktionieren. Wenn ich mich so zurücklehne und das heurige Jahr Revue passieren lasse, dann ist das schon eine Mega-Entwicklung in nur einem Jahr, das war so nicht absehbar. Seit dem heurigen Mai schreibe ich an einem Tour-Programm, das ich mit einigen kleineren Auftritten im Sommer sozusagen verfeinert habe. Also welcher Gag funktioniert und welcher weniger? Nach dem Motto: Wirfsch an Haufn Malta an die Wånd und schaugsch, wos pickn bleib. So habe ich mein Programm stetig angepasst und bin nun echt voller Vorfreude auf meine erste Bühnentour. Die nennt sich „A kloaner Schlawiner“.

Der Erfolg gibt dir recht. Die meisten Termine sind schon ausverkauft.
Ja, die Menschen haben mir einen großen Vertrauensvorschuss gegeben, da hab ich sozusagen ein positives Problem (lacht). Nun liegt es an mir, den Erwartungen gerecht zu werden. Vielleicht kommt noch der eine oder andere Zusatztermin dazu.

Ein geldgieriger Hüttenwirt, ein versnobter Bozner oder der Tiroler Skilehrer – welche deiner Figuren ist dir denn am liebsten?
Das ist schwer zu sagen. Ich mag sie eigentlich alle. Sie haben alle ihre Eigenheiten, und es ist immer spannend, sie weiterzuentwickeln. Aber es kann schon vorkommen, dass ich zwischendurch mal stuff bin. Der Bozner Maximilian von Grafenstein zum Beispiel war meine erste Figur, die ich auf Instagram hochgeladen habe. Ein paar Mal Maximilian hintereinander macht dann aber Lust auf einen anderen Charakter. Und nach einiger Zeit ist es doch wieder schön, wieder mal was mit dem Maximilian zu machen. Außerdem tauchen ja immer wieder neue Figuren in meinem Kosmos auf. Die durchgeknallte Rettungscrew von Medicopter Latzfons wird auch bald eine neue Facette bekommen, soviel kann ich schon verraten (lacht).

Jakob, du bist ja nicht nur Comedian und Content Creator, sondern hast auch einen Job und spielst bei der Musikkapelle.
Mein Job ist mittlerweile ein Halbtagsjob, der Rest geht für die Comedy drauf. Nachdem ich lange alles allein gemacht habe – Texte schreiben, die Verkleidungen, die Videos schneiden – arbeite ich jetzt mit einem professionellen Videografen. Ich habe mich auch mit einer Sprachwissenschaftlerin über die verschiedenen Südtiroler Dialekte ausgetauscht. Das Tolle ist, dass man in der Comedy-Branche wirklich eine Marke aufbauen kann, mit Videos, Kooperationen mit Werbepartnern, einem Podcast, Bühnenauftritten. Ich durfte heuer sozusagen als „Vorgruppe“ von Luis aus Südtirol ein paar Auftritte in Tirol bestreiten. Das alles erzeugt Reichweite. Aber du musst auch spätestens alle paar Tage liefern. Und nebenbei spiele ich ja schon lange mit Leib und Seele Schlagzeug bei der Musikkapelle Gufidaun, aber momentan merke ich, dass mein Kopf während der Proben oft schon beim nächsten Comedy-Auftritt ist. Ich habe zur Kapellmeisterin gesagt: Wenn das so weitergeht, dann spiele ich am besten bald nur mehr das Triangel, da richte ich am wenigsten Schaden an (lacht).

[Sibylle Finatzer]