Unglaubliche Lebensgeschichte
Die Flucht des Spitzenschwimmers Axel Mitbauer aus der DDR

Es war im August 1969, als der Spitzenschwimmer Axel Mitbauer nachts 25 Km durch die kalte Ostsee in Richtung Westen schwamm. Er floh aus einem Überwachungsstaat, in dem er wegen seines „antisozialistischen“ Verhaltens gefangen gehalten und gefoltert worden war.
In der BRD wurde Mitbauer 1970 Europameister mit der 4 x 200 m Freistilstaffel und war später als Trainer tätig. Regisseur Antonio La Regina (*1989, Trient) hat ihm einen Dokumentarfilm gewidmet: „Der Wettkampf meines Lebens“.
Die Standardfrage gleich zu Beginn: Wie sind Sie auf Axel Mitbauer aufmerksam geworden?
Ich habe mich bereits in meiner Südtiroler Oberschulzeit für deutsche-deutsche Geschichte interessiert. Als ich damals mit 15, 16 Jahren zum ersten Mal mit dem Thema DDR in Berührung kam, ist mir das sehr nahegegangen. Menschen, die eigentlich aus demselben Kulturkreis stammen, wurden auseinandergerissen. Die Schicksale haben mich berührt. Bei Recherchen stieß ich 2016 auf Axel Mitbauer, der durch die Ostsee in die Freiheit geflohen ist und sich dabei nur an den Sternen orientiert hat. Da war es um mich geschehen.
Wie verlief das erste Treffen mit Axel Mitbauer?
2018 habe ich mich als Produzent selbstständig gemacht und 2022 bin ich das Projekt konkret angegangen. Ich habe Axel Mitbauer in der Schweiz aufgespürt, wo er heute lebt, und bin mit dem Auto von Wien zu ihm gefahren. Ich war so beeindruckt, stolz und glücklich darüber, dass ich ihm begegnet war. Es war der schönste Tag in meinem Leben, das habe ich ihm damals auch so gesagt, denn ich habe eines meiner Idole kennengelernt. Die Geschichte von Axel Mitbauer ist zeitlos, weil sie eine Metapher ist für all jene, die aktuell noch unter politischer Repression und Verfolgung leiden.
Der Filmtrailer wirkt so, als wäre man im Jahre 1969...
Wir haben an Originalschauplätzen gedreht, in seiner Heimatstadt Leipzig und in Berlin Hohenschönhausen, einem Gefängnis aus DDR-Zeiten. Auch in Boltenhagen waren wir, von wo aus er in Richtung Freiheit aufgebrochen ist. Die Requisiten, die Kostüme, die Militärfahrzeuge – alles ist original. Es gibt einige nachgestellte Szenen und wenn der junge Axel Mitbauer darin eine Zeitung aufschlägt, dann muss es die richtige Zeitung von 1969 sein mit dem Foto von Walter Ulbricht, der damals an der Macht war. An Liebe zum Detail hat es nicht gemangelt.
Wie war die Stimmung, als Sie Axel Mitbauer vor der Kamera befragt haben?
Er hält gelegentlich Vorträge zum Thema, meist in Schulen. Aber diese können niemals dieselben Emotionen transportieren wie der Film. Die Dreharbeiten haben eine Büchse der Pandora geöffnet, es sind Tränen geflossen und manchmal mussten wir die Kamera abdrehen, weil die Erinnerungen an die Härte und die Brutalität der damaligen Zeit die Protagonisten überfordert haben. Das lässt einen auch selbst, als Regie- und Produktionsfilmer, nicht kalt.
Protagonisten? Es spricht also nicht nur Axel Mitbauer?
Es kommen weitere Zeitzeuginnen und Zeitzeugen vor, darunter Matthias Pechmann. Er war ebenfalls Profischwimmer und mit Axel Mitbauer in derselben Trainingsgruppe. Pechmann wollte ebenso die DDR verlassen, doch sein bester Freund hat ihn bespitzelt und verraten. Aber auch die Gegenseite ist vertreten, zum Beispiel mit einem ehemaligen Offizier der Staatssicherheit. Denn: Man muss journalistisch sorgfältig arbeiten, auch wenn es manchmal schwerfällt. Diese Geschichten wurden noch nicht ausreichend aufgearbeitet, zu wenig ist passiert. Deshalb freue ich mich ungemein, diesen Film gemacht zu haben – nicht für mich selbst, sondern für die Protagonisten.
Info: www.axel-mitbauer-film.com
[Adina Guarnieri]
















































































































































































