Stürmische Zeiten in Neumarkt
Die FSU zeigen William Shakespeares letztes Stück

„Der Sturm“ wurde 1611 uraufgeführt und erntete rasch großen Erfolg – und dieser hält bis heute an, denn immer noch steht das Schauspiel auf dem Spielplan vieler renommierter Bühnen. Vielschichtig und geheimnisvoll bewegt sich die Komödie zwischen Traum, Politdrama und Romanze. Aktuell zu sehen ist sie von 5. bis 26. August im Klösterle von St. Florian bei Neumarkt.
Historischer Wechsel
Seit 57 Jahren gibt es die FSU. Von Goldoni über Nestroy bis hin zu Gogol hat der Verein fast alle großen Namen auf die Bühne gebracht, nur einer war noch ausständig: William Shakespeare. Als erster in der Geschichte der FSU wagt sich nun Torsten Schilling an den britischen Autor heran. Eine Feuertaufe, schließlich ist es auch das erste Mal, dass der Regisseur im Unterland aktiv ist. Dies, weil der künstlerische Leiter der FSU Roland Selva entschieden hat, die Regie nach 24 Jahren in andere Hände zu legen. Als deshalb Torsten Schilling im Vorjahr die künstlerische Leitung der Schlossfestspiele Dorf Tirol abgegeben hat, fügte sich eines zum anderen. „Die Erwartungen uns gegenüber sind hoch“, sagt Roland Selva, „und mit Torsten haben wir jemanden, der den Theaterbetrieb kennt und gute Arbeit leistet. Shakespeare ist eine enorme Herausforderung. Den auf eine tragbare Dauer zu kürzen, ohne dass die Tiefe verloren geht, ist nicht einfach“. „Ich habe schon sehr viele Shakespeare-Stücke inszeniert, aber den ‚Sturm‘ noch nicht und das stand schon lange auf meiner Liste“, freut sich Torsten Schilling auf seine neue Aufgabe.
Bewegtes Inselleben
„Der Sturm“ handelt von Prospero, Herzog von Mailand, der nach einer tückischen Verschwörung sein Reich verliert und mit seiner Tochter auf hoher See ausgesetzt wird. Sie landen auf einer Insel, deren Natur und Geisterwelt sich der einstige Herzog zu untertan macht. Als eines Tages das Schiff seines Kontrahenten, des Königs von Neapel, vorüberfährt, beschwört Prospero mit Hilfe des Luftgeistes Ariel einen Sturm herauf. Die Schiffsgesellschaft strandet auf der Insel und es beginnt ein turbulentes Spiel von List und Vergeltung, Liebe und Macht. „Das Stück hat eine wunderbare Sprache und philosophische Tiefe“, meint Torsten Schilling. „Es spielt auf verschiedenen Realitätsebenen, Zeit und Raum werden teils aufgehoben. Es ist ein Theater-Traum an dessen Ende die Einsicht steht, dass der ewige Kreislauf von Rache nur durch Vergebung gestoppt werden kann. Shakespeare gestaltet damit eine humanistische Vision, die es heute dringender denn je braucht.“
„Der Sturm“ im Jahre 2025
Bei Shakespeare geht es oft um zerstörerische Hierarchien. Aber dass Macht auf verheerende Weise eingesetzt werden kann, war nicht nur im England des elisabethanischen Zeitalters relevant: „Wenn man schaut, wer heute die Welt regiert, weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll“, bringt es Roland Selva auf den Punkt. Und Torsten Schilling hat einige dramaturgische Adaptionen vollzogen, die Parallelen ins heute ermöglichen: so wird Prospero zur Prospera, also zur einer Herrscherin in einer männlich dominierten Sphäre und Caliban, im Original ein „wilder“ Insulaner, ist nur aus dem off zu hören, sozusagen als Stimme der Natur im Kontrast zum Menschen. Torsten Schilling: „Es ist immer ein sehr spannender Vorgang, wenn man das Publikum auf eine Reise mitnimmt, um sich neu zu entdecken. Das Großartige an Shakespeare ist, dass er nie in einen dokumentarischen Realismus verfällt, sondern fantasievolle Geschichten liefert, die poetisch und grotesk sind, aber dennoch stets auf die Wirklichkeit abzielen. Und immer stellt er die ganze Welt auf die Bühne. Man kann seinen Werken als Klassiker treu bleiben, sie sind trotzdem hochaktuell.“
Info und Reservierung: www.fsu-neumarkt.com
[Adina Guarnieri]
















































































































































































