„Hier ist musikalisch unglaublich viel los!“
Michèle Schladebach: Pianistin, Korrepetitorin, Komponistin, Chorleiterin

Sie zog elfjährig mit ihrer Familie von Leipzig nach Südtirol. „Ein Glücksfall“, sagt sie im Hinblick auf ihre musikalische Karriere. „Kultur und Musik nehmen hier breiten Raum ein, bereits von Kindesbeinen an wird man gefördert, wenn man nur will.“
Das hiesige Schulsystem ermögliche es einem, sich in seiner Freizeit auf Hobbys wie etwa Musik zu konzentrieren, ist Schladebach überzeugt: „In Deutschland sitzen die Kinder bis 16 Uhr in der Schule. Ein zeitintensives Hobby, oder eben regelmäßig ein Instrument zu üben, ist da schwer möglich. Ich glaube, es wäre dort für mich schwierig geworden, die Laufbahn als Berufsmusikerin einzuschlagen.“
Am Anfang war das Klavier
Michèle Schladebachs Instrument ist das Klavier. Zu Hause stand eins, das ihre Mutter geerbt hatte. Schladebachs Interesse für die Musik wurde im Elternhaus stets unterstützt: „Meine Eltern förderten meine Liebe zur Musik. Ich durfte im Sommer Klavierkurse besuchen und habe schon in Jugendjahren sehr viele Angebote zur Weiterbildung wahrgenommen.“ Das auch in Südtirol verbreitete generelle gesellschaftliche Lamento kann Schladebach nicht verstehen: „Nicht alle Südtirolerinnen und Südtiroler wissen, dass in diesem kleinen Land kulturell und musikalisch unglaublich viel geboten wird. Es gibt Förderungen, unzählige Weiterbildungsangebote und unterschiedlichste Veranstaltungen.“ Schladebach hat auch einige Jahre an einer Südtiroler Musikschule unterrichtet und bemängelt die fehlende Wertschätzung für das hochwertige Angebot einer musikalischen Ausbildung, das in ganz Italien einzigartig ist: „Schüler üben nicht, den Eltern ist das oft gleichgültig. Da ich auch andere Realitäten kenne, hat mich das schon sehr enttäuscht.“
Pianistin, Korrepetitorin, Komponistin, Chorleiterin
Michèle Schladebach studierte klassisches Klavier an den Konservatorien von Venedig bei Anna Barutti und in Parma bei Alberto Miodini. Parallel dazu widmete sie sich der Komposition und der Chorleitung: „Es gibt dazu so viel Weiterbildung in Südtirol, Chorleiter werden immer gebraucht.“ Sie fing an, Stücke für ihren Chor selbst zu komponieren. Beim internationalen Kompositionswettbewerb „Freiheit und Frieden“, den der Südtiroler Künstlerbund in Zusammenarbeit mit der Katholischen Männerbewegung, dem Südtiroler Chorverband und der Landesmusikschuldirektion heuer ausgelobt hatte, wurde Schladebachs Komposition, zusammen mit acht weiteren, aus über 60 Kompositionen fürs Finale ausgewählt. Die Preisverleihung findet im Frühjahr 2026 statt. Im Jahr 2017 erhielt Schladebach ein Stipendium als Korrepetitorin am Konservatorium von Genua. Des Weiteren experimentiert sie mit elektronischer Musik. Im Rahmen eines Postgraduierten-Praktikums im Museum der Musikinstrumente in Brüssel vertiefte sie ihre Kenntnisse im Bau und in der Spielpraxis der ausgestellten historischen Instrumente.
Der Musik hinterher
Seit 2023 lebt Michèle Schladebach in Rom, wo sie den Wettbewerb für die Stelle als „Maestro Collaboratore al ballo“ an der Accademia Nazionale di Danza gewonnen hat. „Ich begleite Ballettklassen, sowohl klassischen als auch zeitgenössischen Tanz. Das ist wieder ganz neu für mich. Ich muss flexibel auf die Akzente und Schwerpunkte der Bewegungen reagieren und meine musikalische Begleitung improvisierend anpassen. Das hat mich auch dazu gebracht, mich ins Studium für Klavierjazz in Rom und “Maestro Collaboratore al ballo” in L’Aquila einzuschreiben.“ Schladebach zieht also immer der Musik hinterher, je nachdem, welche neuen musikalischen Betätigungsfelder sich ihr eröffnen oder ihr Interesse wecken.
Interdisziplinäre Projekte in Südtirol
In Südtirol fühlt sich Michèle Schladebach zu Hause. In ein paar Jahren möchte sie auch wieder hierhin zurückziehen. In der Zwischenzeit besteht ihre Verbindung, neben der familiären, in verschiedenen interdisziplinären Projekten, an denen sie beteiligt war und ist, zum Beispiel mit der Tänzerin Greta Schuster im Rahmen des gemeinsamen Projekts „Improludi“, das sich der Improvisation zwischen Musik und Tanz widmet. Zusammen mit der Tänzerin Sabrina Fraternali und der Sängerin Marika Rainer gründete sie das Kollektiv „3K“ und nahm am Festival ALPSMOVE teil. Für das kommende Jahr hat 3K eine Kollaboration mit Peter Burchia geplant mit dem Titel „Auferstehung“ und der Verknüpfung von Malerei, Tanz, Musik und Performance. Stillstand im Leben der Michèle Schladebach gibt es nicht.
[Sibylle Finatzer]
MICHÈLE SCHLADEBACH
Piano Solo, Piano Bar, Kammermusik,
interdisziplinäre Projekte
Infos und Kontakt: www.micheleschladebach.com,
Facebook, YouTube, Instagram
















































































































































































