Mit Bilderbüchern fürs Leben lernen
Themenvermittlung und Lust an der Literatur schon bei den Kleinsten

Sie besitzt selbst nahezu 600 Bilderbücher, zu ungefähr 40 davon hat sie eine Minibühne und Figuren selbst gemacht. Warum sie die Leidenschaft für Bilderbücher nicht mehr loslässt und welchen Einfluss das dialogische Vorlesen auf die Entwicklung der Kinder hat, erzählt Kinderliteraturvermittlerin KBH Priska Weber aus Truden.
Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt sich ein spannendes Berufsbild. Priska Weber hat als einzige in Südtirol die Ausbildung zur Kinderliteraturvermittlerin beim Gemeinnützigen Verein zur Förderung von Kinderkultur „Kinderbuchhaus im Schneiderhäusl“ in Oberndorf an der Melk, in der Nähe von St. Pölten, absolviert. Das Anliegen des Vereins ist es, für Bücher und Geschichten zu begeistern, für Sprache und Bilder zu sensibilisieren und das Lesen von Zeichen, Symbolen und Bildern leicht zu machen. Priska Weber ist per Zufall zu dieser Ausbildung gekommen, aber es war Liebe auf den ersten Blick, wie sie sagt.
Priska, erzähle uns von deiner Ausbildung zur Kinderliteraturvermittlerin.
Ich habe immer schon gern gelesen, als Kind auch heimlich mit der Taschenlampe unter der Bettdecke (lacht). Seit fünfzehn Jahren leite ich die Öffentliche Bibliothek in Truden. Und bei meiner Arbeit als pädagogischer Mitarbeiterin im Kindergarten beschäftige ich mich ebenso gern mit Bilderbüchern und den Geschichten, die sie erzählen. Durch Zufall habe ich vor einigen Jahren von der Ausbildung in Österreich erfahren. Ich wusste sofort: Das ist meins. Die Anmeldefrist war schon beinahe abgelaufen, also meldete ich mich ohne lang zu überlegen an. Wie ich das Ganze organisatorisch zwischen Arbeit und Familie abwickeln sollte, darüber habe ich erst später nachgedacht (lacht). Die Ausbildung dauerte zweieinhalb Jahre, immer wieder musste ich für eine ganze Woche nach Österreich. Mit Unterstützung meiner Arbeitgeber und meiner Familie habe ich das aber ganz gut hingekriegt.
Bilderbücher kennen wir alle aus unserer Kindheit. Warum ist Bilderbuch nicht gleich Bilderbuch?
Mit Büchern kann man viele Themen auf spielerische Art und Weise vermitteln. Es gibt unzählige Bilderbücher, die oft auch nur mit Illustrationen ohne Text auskommen, und man versteht die Geschichte trotzdem. Diese Bücher liebe ich. Ich versuche „Mainstream-Bilderbücher“, wie ich sie nenne, zu vermeiden. Ich recherchiere viel und tausche mich international mit Kollegen und Kolleginnen aus, bin ständig auf der Suche nach wertvollen Bilderbüchern, die auch ein tolles Thema oder eine besondere Geschichte erzählen. Diese „erarbeite“ ich dann quasi mit den Kindern bei meinen Vorlesungen. Auch bei meiner Arbeit im Kindergarten sind mir Bilderbücher sehr wichtig.
Wie darf man sich eine Vorlesung mit dir vorstellen?
Wie gesagt, lese ich nicht einfach vor. Ich bringe eine kleine Bühne mit und habe Figuren dabei, manchmal spiele ich auch mit der Flöte oder mit der Gitarre. Wir tauchen gemeinsam in die Geschichte ein, und es ist total spannend zu sehen, wie die Kinder sofort aufmerksam bei der Sache sind. Kinder sind unglaublich begeisterungsfähig, sie lassen sich darauf ein, wir erfühlen das Buch und spinnen die Geschichte gemeinsam weiter. Ganz nebenbei lernen sie dabei, einander zuzuhören.
Vorlesen ist wichtig, hört man immer wieder. Wie siehst du das?
Dieses dialogische Vorlesen, also das gemeinsame, interaktive Eintauchen in eine Geschichte, ist erwiesenermaßen, und zwar in jeder Hinsicht, unglaublich wichtig für die Kindesentwicklung. Schon ab der Geburt sollten Kinder in Sprache baden und sich Bilderbücher ansehen dürfen. Das wirkt sich positiv auf das logische Denkvermögen, das Sprachvermögen und folglich auch auf den Schulerfolg aus. Ich merke bei meinen Veranstaltungen, dass Kinder oft einen unterschiedlichen Bezug zu Büchern haben, je nachdem, welchen Stellenwert das Lesen der Familie hat. Wenn Eltern dabei sind, versuche ich sachte, auf die Wichtigkeit von Bilderbüchern hinzuweisen. Es erstaunt mich schon oft, wenn Eltern erzählen, dass sie kein einziges Bilderbuch zu Hause haben. Sowas gibt es.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Meine Vision wäre ein eigenes Kinderbuch-Haus oder, na gut, ein Kinderbuch-Raum (lacht), wo ich all meine Bilderbücher unterbringen kann und die Kinder zu mir zum dialogischen Vorlesen kommen können. Das wäre einfach traumhaft!
[Sibylle Finatzer]
PRISKA WEBER – KINDERLITERATURVERMITTLERIN KBH
Bookstartveranstaltungen, Dialogische Vorlesungen, Fortbildungen für Fachpersonal von Bibliotheken
Kontakt:
www.buchzauber.it

















