Magic landscapes without consequences - Veröffentlicht von martin_inside

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Event-Informationen

Magic landscapes without consequences - Martina Stuflesser, Hubert Kostner, Planetary Intimacies, Claudia Holzinger, Leonhard Angerer, Anton Ostler

Magische Landschaften ohne Konsequenzen
Wo geht es als nächstes hin? Was ist in unserem digitalen Zeitalter aus der Reisefotografie und Landschaftsmalerei geworden?
Wir sind uns alle viel näher gekommen auf diesem Planeten, oder vor allem, auf den sozialen Netzwerken. Auch das Reisen hat eine interessante Wende genommen. Fakt ist, dass in den letzten Jahren die Sichtung der Geislerspitzen in internationale Reiseprogramme aufgenommen wurde. Touristen, die von weit herreisen und nur einige Tage Zeit haben, einen Eindruck von Italien zu erhaschen, machen Halt in den Dolomiten, genauer gesagt, in Gröden auf der Seceda. Diese Veränderung kommt aber nicht bloß von irgendwoher, sondern hat mit dem Einfluss der sozialen Medien auf unser Reiseverhalten zu tun. Ausgelöst von der Verbreitung des Bildes der Geislerspitzen als Hintergrundsbild für die Bildschirme von Apple, erlangte diese Sicht eine enorme Popularität weltweit. In unserem digitalen Zeitalter wird digitaler content zum Massenphänomen und die Verbreitung potenziert sich durch jeden click oder like. So gesehen ist es nachvollziehbar, dass nach nur wenigen Jahren ein massenhafter Andrang besteht, um das entsprechende Bild derselben Aussicht zu knipsen. Diese Bilder landen wiederrum im Netz und ermöglichen ein perfekter Loop fremd gestalteter Gratiswerbung. Solange dieser Kreislauf einen positiven Effekt auf die lokale Wirtschaft hat, wird sich dem auch niemand querstellen, oder? Die Effekte der Verbreitung dieser Bilder in sozialen Netzwerken sollte eben nicht unterschätzt werden. Sobald nämlich Profis, sogenannte Influencer, am Werk sind, bzw. diese sogar eingeladen werden, erreichen diese Bilder nicht nur Freunde und Familie, sondern einige Tausend bis Millionen follower, und das kann zum Problem werden. Der Spaß endet dort, wo ein Tal wie z.B. Gröden von einem social Media/ Instagram – Tourismus überrannt wird. Diese Bezeichnung kann in der Eigenheit zusammengeschlossen werden, dass die Reise auf das Ablichten bestimmter spots reduziert wird, bevor es am nächsten Tag gleich weiter geht zum nächsten Highlight. Bei dieser Art des Reisens geht die Wertschätzung der Umgebung verloren, da für die Auseinandersetzung und Vertiefung mit dem Ort und das Erkennen von Details keine Zeit ist. Das Spontane und der Zufall sind ungewünscht. Diese Art der Verbreitung der Bilder impliziert auch, dass das rundumliegende als langweilig und unwichtig wahrgenommen wird. Die Landschaft wird zum banalen Begierde Objekt. Was zählt ist der Schein, die Fassade, das ist für die meisten Touristen völlig ausreichend. Doch was steckt hinter dieser Fassade, diesen Bildern von unheimlicher Schönheit? Hat die Oberflächlichkeit eine monströse Tiefe, die man lieber nicht kennenlernen möchte? Und was, wenn wir unseren Gästen sagen, dass diese Landschaft, welches sie mit ihrem PKW bequem durchfahren, von Investoren und Klimawandel bedroht ist? Diese Landschaft ist von wirtschaftlichem Interesse und wird auch demnach behandelt, da wird es schwierig den ihr zustehenden Schutz zu gewährleisten. Vor allem die sprunghafte Entwicklung eines wertschätzenden Tourismus zu ausbeuterischen Overtourismus ist für die Natur, aber auch für manche Einheimische zum Problem geworden. Zur Auswahl steht die Versiegelung wasserspeichernder Quellgebiete, die überverhältnismäßige Betonierung der Gebirgsregion, der Rückgang der Gletscher und des Naturschnees und der Ausverkauf der Heimat. Diese Probleme sind real, obwohl der Kern des Problems auch in einem unrealen, virtuellen Paralleluniversum steckt, welches wir alle täglich, oder zumindest in gewissen Abständen speisen.
Filter versüßen das Gesicht auf einem Foto, täuschen eine Wirklichkeit vor, die nicht existiert. So ähnlich verzerren Landschaftsbilder, die für die Verbreitung im Netz gedacht sind, das Reale: sie geben uns den Anschein einer intakten Natur. Dabei lenken sie den Blick gekonnt von Problemen weg auf die photogene, magische Landschaft, löschen alles Störende und Zweitrangige aus dem Bild aus und sind damit Teil eines Teufelskreises. In der Ausstellung „Magic landscapes without consequences“ werden diese „anderen“ Bilder gezeigt, aus einer Perspektive, die nicht konform ist und gerne etwas provoziert. Die Auseinandersetzung mit dem Thema der Landschaft und die Folgen von Klimawandel ist heute ein wichtiges Dokument und Zeitzeugnis, bevor manche Landschaften für immer verloren sein werden.
Im Bild von Leonhard Angerer ist diese Dokumentation damit zu sehen, dass sie nicht mehr zu sehen ist: da wo vor Jahren der Gletscher war, ist heute karges Gebirge anzutreffen. Martina Stuflesser zeigt in ihren sensiblen Stickereien Insekten und Kleintiere auf, die einmal in unseren Bergen gelebt haben und nun ausgestorben sind. Planetary Intimacies entwickelt eine Technik, welche einen malerischen Abdruck des Eises eines Gletschers auf Leinwand ermöglicht. Diese Arbeit hängt im Raum und bezeugt mit ihrer Leichtigkeit die Fragilität dieser Gebiete. Die Skulpturen und Grafik Hubert Kostners weisen eine verdeckte Ebene auf, die in bestimmten Formaten ungewünscht ist. Das Relief einer Postkartenlandschaft ist mit einer dicken Schicht gelben Lackes überzogen und verschränkt sich somit einem tieferen Blick unter die Oberfläche. In der magischen Abbildung der Seiser Alm fehlen die Elemente, welche Zweck der Realisierung dieser Landkarte für den Tourismus ist: Skipisten und Skilifte wurden aus dem Bild herausretuschiert. Übrig bleit eine Landschaft wie sie womöglich vor der wirtschaftlichen Erschließung dieser Gebiete ausgesehen haben könnte. Aus dem benachbarten Urlaubsgebiet in Garmisch verzerrt Anton Ostler die Realität, hin zu einer fantastischen Gebirgslandschaft ganz ohne Dorf, dafür aber mit wucherndem Urwald. Mit Humor ist die Fotocollage Claudia Holzingers gestaltet, in der die Langkofelgruppe inmitten heiter Wiesenlaune und Markus Söder im Hintergrund verschwindet. Diese Darstellung einer glücklichen Welt unterstreicht das touristische Vergnügen in diesen Urlaubsgebieten und das Festhalten an Stereotypen.
Der Kreis für Kunst und Kultur Circolo lädt zur kritischen Auseinandersetzung mit der Thematik ein. Umgekehrt des Versprechens im Titel zeigen die ausgestellten Werke doch die Konsequenzen dieser Entwicklung auf.

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