Bei der zweiten Ausstellung dieses Jahres werden Werke der beiden Künstlerinnen und Kinderbuchillustratorinnen Angelika Kaufmann und Linda Wolfsgruber präsentiert. Angelika Kaufmanns Arbeiten beziehen sich auf den ersten Teil des Ausstellungstitels: Die Zofen. Es handelt sich um Zeichenpapiere im Format 15 Mal 21 Zentimeter, die mit Skizzen und Texten versehen sind. Sie dokumentieren den Verlauf einer Reise. „Im vergangenen Jahr bin ich mit Linda Wolfsgruber nach Kaltern mit der Eisenbahn gefahren. Ich konnte nicht anders – ich habe zwei Zeichenblöcke mit Skizzen gefüllt. Aber schon vorher hatte ich die Idee, nicht irgendetwas zu schreiben, sondern Texte von Jean Genet zu verwenden. Jean Genet (der literarisch hochbegabte und kriminelle Dichter) hatte in den sechziger Jahren sehr großen Eindruck auf mich gemacht.“ Der Bezug zwischen dem Ausstellungsort, also dem Gefängnis, und Genet besteht gleich doppelt. Einerseits durch seine Werke, eine seiner Tragödien trägt den Titel „Die Zofen“, andererseits durch seine Vita. Der Schriftsteller wurde selbst mehrfach inhaftiert.
Linda Wolfsgrubers Arbeiten beziehen sich auf den zweiten Teil des Titels: Die Zellen. Die Künstlerin zeigt handgeschöpftes blaues und weißes Papier in Kreisform (Zellenform). Es handelt sich dabei um fragile Zeichnungen in Bezug auf menschliche, tierische und pflanzliche Zellen. Nach Yoko Tawada in der Erzählung „Erzähler der Seele“ sind die Zellen kleine lebende Räume im Körper, in jedem Raum befindet sich eine erzählende Stimme. Diese Zellen sind vergleichbar mit Telefonzellen, Mönchszellen oder eben Gefängniszellen wie man sie im Ausstellungsgebäude vorfindet. Wolfsgruber stellt einen weiteren Bezug zum Ausstellungsort her. Sie präsentiert Radierungen von Schlössern, angefertigt nach original handgeschmiedeten Schlössern ihres Vaters, ebenso wie Fotografien der mittlerweile nicht mehr in Betrieb stehenden Schmiede. Auch diese Arbeit stellt einen Bezug zum Gebäude, dem ehemaligen Gefängnis, her.