Abstieg zum Erfolg: Hans Kammerlander im Gespräch
Moderation: Patrick Rina
Die Berge des Himalaya – die Tanzplätze der Götter – haben für ihn Linien zum Himmel gezogen. Nach jedem Abstieg war Hans Kammerlander ein anderer, ein innerlich gewachsener Mensch. Südtirols Bergsteigerlegende kennt die Spitzen, Kanten und Verwerfungen der Berge, weiß, dass die "vertikale Sehnsucht" das menschliche Streben nach Höherem zum Ausdruck bringt. Diesem mitunter gefährlichen Streben setzt Kammerlander ein sanftes Korrektiv entgegen: Demut und Respekt vor den ewigen Mächten der Natur. In einem sehr persönlichen Gespräch mit dem Journalisten Patrick Rina berichtet Hans Kammerlander von Erfolgen und Tragödien, von Sternstunden der Alpingeschichte und von Tränentälern seines Menschseins.
Hans Kammerlander wurde als sechstes Kind einer Bergbauernfamilie in Ahornach im Südtiroler Tauferer Ahrntal geboren. Als 8-jähriger bestieg Hans Kammerlander seinen ersten Berg. An diesem Tag begann ein Weg, von dem niemand ahnte, wie weit hinaus, und vor allem wie hoch hinauf er führen würde. Kammerlander erfüllte sich früh einen Lebenstraum und machte sein Hobby zum Beruf machte. Friedl Mutschlechner, der damals wohl beste Kletterer Südtirols wurde ihm zum Freund und Lehrmeister im schweren Fels der Dolomiten. Seinen Arbeitsplatz hatte er in der Alpinschule Südtirol von Reinhold Messner. Dieser öffnete Kammerlander schließlich 1982 mit einer gemeinsamen Expedition zur ersten Durchsteigung der Cho-Oyu-Südwestwand den Weg zu den ganz hohen Bergen der Welt. In den folgenden Jahren bestiegen die beiden gemeinsam und teilweise auf neuen Routen sieben der vierzehn Achttausender. Darunter waren so herausragende Leistungen wie die erste Begehung der Annapurna Nordwestwand und die erste Überschreitung zweier Achttausender an den Gasherbrum-Gipfeln im Karakorum. 1986 standen beide am Gipfel des Lhotse.
In der Folge setzte Hans Kammerlander seinen Weg fort und bestieg insgesamt 12 der 14 Achttausender. Rund 40 Expeditionen hat Hans Kammerlander im Himalaja, dem Karakorum und anderen Teilen der Erde unternommen. Kammerlander absolvierte bis heute rund 3500 Kletter- und Bergtouren auf der ganzen Welt, darunter 50 Erstbegehungen. 2002 wurde er in Berlin zum „Offiziellen Botschafter der Berge“ ernannt. Im gleichen Jahr erhielt er von den Provinzen Trient und Südtirol den „Rotary-Preis“ für seine besonderen Leistungen und Verdienste um Hilfsprojekte in Nepal.