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Die Tagung bietet die Möglichkeit, Kafkas Anwesenheit 1920 in Südtirol in einen zeit- und kulturhistorischen Kontext einzubetten. Als Kafka nach Meran kam, war er kein gefeierter Schriftsteller, sondern ein "perfekter Unbekannter", stellt die Germanistin Ulrike Kindl fest. Sie erklärt in ihrem Referat die frühe Kafka-Rezeption im deutschen und italienischen Kulturraum. Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen charakterisiert die Passerstadt anno 1920: Österreichs Doppeladler prangt oberhalb der italienischen Trikolore am Amtsgebäude, die Postbediensteten tragen italienische Dienstkappen, aber österreichische Uniformen. Der Historiker Hannes Obermair wird die für Südtirol einschneidende, bis heute eher unterbelichtete Umbruchszeit 1918-1922 thematisieren. Das Kulturleben Merans in jenen Jahren steht im Zentrum des Vortrags des Literaturwissenschaftlers Ferruccio Delle Cave. Der Historiker Tiziano Rosani wirft in seinem Referat einige Streiflichter auf die italienischsprachige Gemeinschaft Merans um 1920. Das jüdisch geprägte Meran mit seinen Protagonisten, darunter Kafkas Arzt Dr. Kohn, ist hingegen Gegenstand der Historikerin Rosanna Pruccoli. Eine weitere Historikerin, Antonella Tiburzi, analysiert Kafkas Meraner Briefe an seine Freunde, in denen er auf den Zionismus und den Antisemitismus eingeht. Meran, urania-Haus, Alton-Saal Dozent: Delle Cave, Ferruccio Obermair, Hannes Pruccoli, Rosanna Rosani, Tiziano Tiburzi, Antonella Kindl, Ulrike