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10. Mai 2003: Der Alarmanlagentechniker Robert Mang entwendet in leicht alkoholisiertem Zustand die auf 50 Millionen Euro geschätzte Tischskulptur „Saliera" des italienischen Bildhauers Benvenuto Cellini (1500-1571) aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien. Für die Rückgabe des kostbarsten Salzfässchens der Welt forderte er zehn Millionen Euro. Als Beweis ließ er den Ermittlern einen abnehmbaren „Dreizack" des Salzfasses zukommen. Der spektakuläre Diebstahl der zum „Weltkulturerbe" zählenden Skulptur wurde zwei Jahre später aufgeklärt, der Dieb zu fünf Jahren Haft verurteilt. 22. Oktober 1981: Ein unbekannter Dieb bricht in Mailand das Auto des Besitzers der Bozner Goethe Galerie Ennio Casciaro auf und entwendet ein wertvolles Werk von Max Ernst („Collage pour la couverture du catalogue de the international surrealist exhibition, New Burlington Galleries, Londres, 1936"), sowie das Gemälde König Laurin des Malers Karl Plattner. Die Fahndung bleibt erfolglos. 2008 wird das Bild von Max Ernst vom Auktionshaus Sotheby’s in Paris zur Versteigerung angeboten. In einer langwierigen juristischen Operation wird das Bild dem rechtmäßigen Besitzer zurückerstattet. Zwei Kunstdiebstähle, die sich in eine Reihe spektakulärer Coups einreihen. Der Raub der Mona Lisa aus dem Louvre, der Diebstahl der weltberühmten Gemälde "Der Schrei" und "Madonna" aus dem Osloer Edvard-Munch-Museum sind dabei nur die bekanntesten. Jüngst wurden in Pompeji sogar Fresken von der Wand abgelöst. Kunstraub gilt als die Königsdisziplin unter den Diebstählen, nach Schätzungen von Interpol gehört er neben Drogen- und Menschenhandel zu den lukrativsten Delikten, die Aufklärungsquote liegt bei knapp 25 Prozent. Vor Jahren griff der Brixner Künstler Josef Rainer den Diebstahl der Saliera in Form eines Kunstcomics auf: „Das Leben des Benvenuto Cellini und der Diebstahl der Saliera". Darin spürt er auf humorvolle Weise den Parallelen zwischen Cellinis und Mangs Leben nach. Eiferte Mang dem Genie Cellini nach, wollte er ihm ebenbürtig werden? Ist pure Geldgier das Motiv, teure Kunstwerke zu stehlen? Mediale Aufmerksamkeit nach dem Motto: Wer ist der beste, der mutigste Dieb? Oder handelt es sich um eine kriminelle Obsession verknüpft mit Liebe zur Kunst? Schließlich drückt sich die enge Beziehung zwischen Geld und Kunst nirgends deutlicher aus als in der Geschichte des Kunstsammelns. Rainers Auseinandersetzung mit dem Thema Kunstdiebstahl führt ins Zentrum der Verstrickungen von Kunst und Geld, ohne die ein Verständnis der zeitgenössischen Kunst kaum möglich ist. Mit Skulpturen, Keramiken, Bildern und der echten Saliera-Vitrine als objet trouvé thematisiert er die Beziehung zwischen zwei Welten, deren ein Prinzip das Verschwinden und deren anderes die Dauer ist. Parallel dazu wird in der Ausstellung mehr als 30 Jahre nach dem Diebstahl erstmals Max Ernsts Werk ausgestellt. (Heinrich Schwazer)