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ZUHAUSE WILDNIS Zuhause – Wo ist es zu finden? War es je? Bestand es einst im Unversehrten? Oder war es schon immer Sehnsucht, schimmernder Lichtreflex in den Splittern vor uns liegender Zerbrechlichkeit, in den Rissen unhaltbarer Träume von Seligkeit und Heil? Zuhause – Ist es überhaupt ein Außenstehendes oder vielmehr ein Innewohnendes? Und der Schmerz der Suche nach ihm, ist er nicht jene Spannung des Seiles auf dem wir tanzen zwischen dem inneren Lichtreich und der äußeren Verdunkelung über dem Abgrund unseres verletzlichen Lebens? Landschaften zerstörter Materie sind in der Photoserie Zuhause von Émilie Delugeau zu sehen. Das Heile, die Oberfläche ist zerborsten und bildet die natürlichen Formen der Einwirkung unkontrollierter Kraft. Ein Kind steht schützend eingepackt in Winterkleidung in einem Raum mit weißen Wänden vor einem geschlossenen, sichtversperrten Fenster. Es wirkt wie ausgesetzt in die Verlassenheit des Ortes. Vor ihm eine weiße Lache in erstarrter Explosion. Eine Landschaft unkontrollierter Kraft auch dies. Ist das Kind knapp dem Ausbruch der Gewalt entkommen? Oder hat es sie ausgelöst als einzig mögliche Erlösung aus der Kälte, der Öde, als einzig mögliche lebendige Form in einem leblosen Raum? Eine weiße Detonation, in der das Kind eine rettende Wildnis finden kann, ein Zuhause für einen Moment. An einer anderen weißen Wand auf einem anderen Photo eine Frau fast unbekleidet. Ein gelbes Tuch um den Nacken fällt links und rechts leicht über ihren Oberköper. Fragiler Schutz. Verwundbarkeit. Sie blickt fort vom Betrachter zur Quelle des Lichts, die seinen Augen verborgen bleibt. Ein Sehnsuchtsort auch hier. Wie auch jene Spuren, Strukturen und Falten, denen zu folgen und in die sich einzuhüllen zugleich Richtung und Schutz, Verheißung und Ungewissheit gibt. Zuhause – etwas, das in dieser Welt lediglich für Augenblicke in den Winkeln unserer nomadischen, vergänglichen Existenz zu errichten ist und das es dauerhaft nur in der Gewissheit der Vorstellung, des Herzens gibt und nicht in der Illusion des Greifbaren, Eindeutigen? Nicht in einer Nation oder an einem einzigen Ort, sondern in jenem Reich, das inwendig in uns ist, und in dem wir stetig suchend unterwegs sind, angekommen in der Sehnsucht, die uns Heimat, Schönheit und Licht im Ungeebneten, Unfassbaren und Lebendigen ist. Fred Kelemen Dieses Werk wurde 2020 von Villa Pérochon, einem Zentrum für Fotokunst in Niort, Frankreich, produziert. Es wurde möglich gemacht dank der Unterstützung durch die Stadt Niort, das Ministerium für Kultur/DRAC Nouvelle-Aquitaine und den Conseil Régional Nouvelle-Aquitaine. Die Drucke wurden in den Werkstätten der Villa Pérochon von Philippe Le Besconte hergestellt. Die Rahmenarbeit wurde von Émilie Grégoire bei Atelier du Cadre, Niort, durchgeführt.