Event-Informationen
Der Smartphone-Bildschirm, ein (soziales) Netz – in die Welt. Ein Netz, in dem man sich verheddert und aus dem man sich nur schwer wieder lösen kann. Das Internetz. Seit einigen Jahren beschäftigt sich Marlies Baumgartner schon mit dem Thema, dass sie auch zu ihrem Kunststil – der Pixelart – animiert hat. Gleichmäßig, fast mechanisch überzieht sie dabei ihre Werke mit akkurat angeordneten Strichen. Eine Sisyphusarbeit, deren Aufwendigkeit und Langsamkeit im krassen Kontrast zu jenem Medium steht, dass es abbilden soll. Zum immer vibrierenden, läutenden, blinkenden Smartphone. Vernetzt ist eine Ausstellung die die Ambivalenz der neuen Medien und des digitalen Seins einzufangen versucht. Menschen, die vor ihren Bildschirmen sitzen - mit der ganzen Welt verbunden (sein könnten) und doch einsam und isoliert sind. Ein Netz, dem man nicht mehr entfliehen kann? Oder doch ein Sicherheitsnetz, von dem man aufgefangen wird – ohne welches man verloren wäre? Der Künstlerin geht es dabei nicht um eine Wertung, sondern um eine Bestandsaufnahme. Über das Medium selbst und unseren – und auch ihren persönlichen Umgang damit. Sie weiß, was es heißt, über ein solches Hilfsmittel Kontakt zu Geliebten, aber entfernt lebenden Menschen zu halten. Kritisch ist die Auseinandersetzung mit dem Medium dennoch. Vernetzt zeigt das Paradox der heutigen Kommunikationsweise auf: Grenzen werden durch digitale Medien einerseits aufgelöst, andererseits erst kreiert. Bei einem Videocall sieht man seinen Gesprächspartner zwar, anfassen kann man aber höchstens den Bildschirm. Statt der Wärme und Nähe einer Person, ist da Kälte der technischen und digitalen Weite. Im Kontrast dazu, soll die Vernissage als Ort der Gemeinschaft dienen. Im Unterschied zum digitalen, nicht greifbarem Raum - ein Gefühl des Miteinanders entstehen. Warm, belebt und freundlich. Gemeinsam mit der Künstlerin entsteht bei der Eröffnungsperformance der Ausstellung ein Werk, das ein Netz knüpft. Zwischen Künstlerin und Besucher, zwischen Besucher und Werk. Ein Netzwerk. Die Entstehung selbst wird auf einem Video festgehalten und über ein Tablet abrufbar sein. Es ist die Übertragung des physischen und gemeinschaftlichen Schaffensprozesses in das digitale, singulär aus der Zuschauerperspektive wahrgenommene Netz. Die Performance wird zur Aufnahme und dadurch selbst zum Werk. Im Nachgang betrachtbar, aber nicht miterlebbar. Die Essenz der Performance - damit zwar festgehalten, ihrer aber eigentlich beraubt. Denn es geht eigentlich um das dabei sein, das Miterleben, das Spüren der (Live-)Kunst. So wie das (Real-)life durch das digitale Abbild an Essenz verliert. Wie es auch die Gedichte von Luca Mussner widerspiegeln, die Marlies Baumgartner in ihre Ausstellung eingearbeitet hat. Sie ergänzen die visuelle Ebene der Bilder, mit einer textlichen Komponente. Fast einem Untertitel, eines (kulturpessimistischen) Kommentars gleich. Die „Echtheit zerknittert hinter Gitter. Gefiltert, vom Bildschirm geschildert (...)“.