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2022 jährt sich der Todestag des in Südtirol geborenen österreichischen Künstlers und Architekten Walter Pichler (1936-2012) zum zehnten Mal. Er gilt als einer der großen Einzelgänger in der internationalen Kunst der 1960er Jahre. Sein künstlerisches Schaffen charakterisiert eine umfangreiche Produktion von Zeichnungen, Skulpturen und architektonischen Entwürfen, in denen sich die Grenzlinien zwischen den unterschiedlichen Kunstformen vollständig auflösen. Viele Jahre lang konzentrierte sich Pichler auf den Entwurf eines Wohngebäudes im Eggental, in dem er 1936 geboren wurde. Neben dem Werkkomplex Haus in einer Schlucht mit elf Zeichnungen aus der Sammlung Museion, der den Kern der Ausstellung Architettura–Scultura bildet, stehen hier Arbeiten aus dem Besitz der Familie, die das vom Künstler im Eggental errichtete Haus neben der Schmiede zeigen. 2002 verwirklichte Pichler den Traum eines Hauses neben der vom Großvater betriebenen Schmiede. Aus dem ursprünglich als Turm konzipierten Gebäude wurde später ein kleines Haus, ein Souterrain neben der alten Werkstatt. Was die Vorarbeiten und das Haus vereint, ist das ausschließlich durch ein Glasdach einfallende Licht. Kurz vor seinem Tod stellte der Künstler Pläne für den Bau einer stählernen Plattform am Flussufer fertig, einer Skulptur, die mit dem Haus heute ein Ensemble bildet. Das in allen Details, vom Bau bis zur Einrichtung, geplante Haus sollte Pichler als Rückzugsort sowie als Treffpunkt für die Südtiroler Familienangehörigen dienen. Etwa 20 Zeichnungen des Gebäudes und seiner Umgebung, die auf einer Wand präsentiert werden, machen dieses Haus zu einem kleinen Museum und ebenfalls zu einer Skulptur. Mit Walter Pichler. Architettura-Scultura, Museion will das Museion, durch den Brückenschlag zwischen den in der Sammlung untergebrachten Arbeiten und dem Haus im Eggental, auf die noch wenig bekannte skulpturale Architektur des Künstlers hinweisen. Walter Pichler Architettura – Scultura Kuratiert von Andreas Hapkemeyer Walter Pichler Der österreichische Bildhauer, Architekt und Zeichner Walter Pichler wird 1936 in Deutschnofen im Südtiroler Eggental geboren. Im selben Jahr entscheidet sich die Familie für die Übersiedlung nach Österreich. 1955 schließt er sein Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien ab. 1963 organisiert er gemeinsam mit Hans Hollein die Ausstellung Architektur in der Galerie nächst St. Stefan in Wien. Die beiden Ausstellungsmacher wollen die Architektur vom Zwang, bauen zu müssen und die Bildhauerei vom Zwang einer kraftlosen Abstraktion „befreien‘“. 1967 ist er mit Hans Hollein und Raimund Abraham in der Ausstellung Visionary Architecture im MoMa in New York vertreten. 1968 nimmt er an der Documenta 6 in Kassel teil. 1972 kauft Pichler einen Bauernhof im Burgenland und lagert seine dort entstandenen Skulpturen in von ihm zu diesem Zweck gebauten Häusern. 1975 ist er im Rahmen der Ausstellung Projects erneut im MoMa vertreten, 1982 nimmt er an der Biennale in Venedig teil. 1998 stellt er im Stedelijk Museum in Amsterdam aus. 2002 baut er das Haus neben der Schmiede im Eggental. Walter Pichler stirbt am 16. Juli 2002 in Wien. 2015 entsteht die Plattform über dem Bach, die den Komplex im Eggental postum abschließt.