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Alessandra Ferrini 13.05. – 30.07.2022 Kuratiert von Emanuele Guidi Alessandra Ferrini befasst sich bereits seit Längerem mit dem Archiv der italienischen Kolonialgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Beziehungen zwischen Italien und Libyen. Ausgehend von der sogenannten „friedlichen Durchdringung“ als einer Praxis der Besiedlung, die den italienischen Binnen- und Außenkolonialismus – insbesondere in Südtirol und Libyen – miteinander verbindet, untersucht Unruly Connections Praktiken des Widerstands gegen koloniale Gewalt. Querverbindungen zwischen den imperialen Randgebieten werden beleuchtet anhand des von Ann Laura Stoler und Carole McGranahan geprägten Begriffes der „untidy connections” (ungeordneten Beziehungen) sowie einer Reihe von Persönlichkeiten und literarischen Werken, die sich der Zensur von Dokumentationen des italienischen Völkermords in Libyen widersetzten. Im Mittelpunkt steht hier die erstmalige Übersetzung von Gebreyesus Hailus Kurzroman „Der Rekrut“ ins Italienische. Das 1927 entstandene Werk wurde aufgrund italienischer Zensurbestimmungen auf mündlichem Wege weitergegeben und erst 1953 veröffentlicht. Der erste in tigrinischer Sprache verfasste Roman stellt eines der frühesten Beispiele antikolonialer Literatur dar und ist bis heute nahezu unbekannt, da er erst 2013 ins Englische übertragen wurde. Die von dem Historiker Uoldelul Chelati Dirar besorgte italienische Übersetzung lädt zum Nachdenken über militante Praktiken des Schreibens und Übersetzens ein. Insofern fungiert die Ausstellung zugleich als Raum für eine vertiefende Lektüre. Zudem wird diese Geschichte verschränkt mit jener der Zwangsrekrutierung in Südtirol während der von 1935 - 1941 andauernden Besetzung Äthiopiens und lässt so die komplizierte Beziehung zwischen dem Prozess der Italianisierung und den „Rassenhierarchien“, die den europäischen Imperialismus kennzeichnen, anschaulich werden.