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Die Kunstposition im Bergfried ist dem Kunstschaffen des Malers Georg Thuille gewidmet. Georg Thuille kam 1946 in Vorarlberg zur Welt, seine Eltern hatten 1939 im Zuge der Option Südtirol verlassen. Die Familie kehrte erst 1950 nach Taufers im Münstertal zurück. Entscheidend zeigte sich seine Ausbildung auf der Gewerbefachschule für Malerei und Grafik, die er zu Beginn der 1960er-Jahre in Innsbruck besuchte. Die Schule bot das Experimentierfeld für eine Vielzahl von Techniken. Hier wurde auch das buon fresco geübt. Technisch bildete dies die Voraussetzung, dass Karl Plattner für die Ausmalung der Europakapelle an der Europabrücke sich den jungen Thuille 1964 als Gehilfen aussuchte. Freie Pinselführung, Exaktheit im Strich, die Schnelle in der Ausführung, das hatte Thuille nicht in der Fachschule, sondern bei Plattner gelernt. Thuille begegnet als ein stiller und zurückhaltender Gestalter. Autonom bildet er selbstbestimmt seine Formenwelten, in die er sich zurückzieht, die ihm Heimat bieten. Er wendet vor allem die Technik der Ätzmalerei (Ätztechnik auf Metall) an. In den „Menschenbildern“ finden sich bewegte und statische Körper, Rumpfteile mit Köpfen, oft im verlorenen Profil, oft ohne Binnenzeichnung, sprachlos-wortlose Gebilde, Akte, Torsi. Freiheit entsteht im Bild durch Bewegung, die geradezu akrobatisch anmutet und eindeutig einer Vorstellung entspringt, die einem neuen Kosmos verdankt ist. Thuilles Bilder kommen in der Regel ohne Titel aus. Dabei bleiben alle Fenster der Interpretation geöffnet, Lesevorgänge weiten sich, Dialektik führt zu einem Dreischritt zwischen Idee, Bild und Rezipient. Bestimmend bleiben die grafische Form, der geschlossene Umriss, nicht die lesbare Ausarbeitung im Detail, dies verlangt sich Thuille nicht ab, er lässt da Vieles offen. Thuille hat die Kunst nicht zum Brotberuf gemacht. Kunst bleibt sein Seelengeheimnis, sie ist der dialogische Vorgang, der vom Selbstgespräch zum fingierten Zwiegespräch befähigt. Thuille ist der ganz andere Künstler. Dass er seine Arbeiten nicht zum Verkauf anbietet und somit auch am Ausstellungsmarkt nicht vertreten ist, schürt die Neugier nach seiner eremitisch verborgenen Person. Allemal gehört seine künstlerische Betätigung zu den stillen Antworten auf die immer wiederkehrenden Fragen des Menschen nach seinem Sein, seinem Werden und Vergehen.