Event-Informationen

WWW.ETRANGER.ONLINE Der in seiner Art einzigartige digitale Parcours beleuchtet in ungeschminktem Erzählstil anhand von Zeitdokumenten und Fotografien die wahre Geschichte von drei jungen Südtirolern - Rodolfo Altadonna, Beniamino Leoni und Emil Stocker - , die als Fremdenlegionäre im ersten Indochina-Krieg gekämpft haben. Für weitere Infos, clicken Sie auf den Titel. Details: VORSTELLUNG Der Lockdown, in den uns die Pandemie gezwungen hat, war auch ein Anlass, neue Wege zu gehen und Innovatives zu wagen. Aus dieser Situation heraus ist die Ausstellung “Étranger”, “Fremder”, entstanden. Sie sollte ursprünglich im Präsenz-Modus stattfinden, wurde aber wegen der Corona-Regeln ins Internet verlegt und geht am 15. Juni 2021 online (www.etranger.online). Texte und Bilder erzählen darin die wahre Geschichte von drei jungen Südtirolern - Rodolfo Altadonna, Beniamino Leoni und Emil Stocker - , die als Fremdenlegionäre im ersten Indochina-Krieg gekämpft haben. Den Stoff hat Luca Fregona zu einem Buch mit dem Titel “Soldati di sventura” verarbeitet, das bei Athesia erschienen ist. DAS PROJEKT Der in seiner Art einzigartige digitale Parcours beleuchtet in ungeschminktem Erzählstil anhand von Zeitdokumenten und Fotografien ein kaum bekanntes Geschichtskapitel: das “italienische Vietnam”. Zwischen 5.000 und 7.000 junge Italiener haben von 1946 bis 1954 in Indochina gekämpft, davon sind rund 1.000 gefallen. Die grafisch sehr ausgefeilte, gleichzeitig intuitive Webseite befördert den Besucher und die Besucherin kopfüber in das Kriegsgeschehen, gibt aber auch Einblicke in das persönliche Schicksal jener jungen Männer, die über Abertausende Kilometer in den Kampf geschickt wurden und am anderen Ende der Welt, in einer Landschaft aus Reisfeldern und Sümpfen, dem Tod ins Auge blickten. ... UND WEITERES MEHR Ein Großteil der Bilder, die in der Ausstellung zu sehen sind, wurde vom Meraner Fremdenlegionär Emil Stocker geschossen, der 2020 gestorben ist. Stocker gehörte der 13. Halbbrigade an, die die Franzosen am Tonkin-Delta einsetzten. Sie wurde in der Schlacht um Dien Bien Phu niedergemetzelt, die das Ende des französischen Kolonialismus in Indochina und die Teilung des Vietnams entlang des 17. Breitengrades in einen kommunistischen Nord und einen unter westlichem Einfluss verbleibenden Süden besiegelte. Die Schwarz-weiß-Fotografien dokumentieren die einzelnen Phasen des Krieges, aber auch die Arbeit auf den Reisfeldern, das Leben auf dem Dorf und in einer Stadt wie Hanoi, das damals noch französisch verwaltet war. Stocker erlebte außerdem die Machtübergabe zwischen der französischen Armee und den Viet-Minh-Truppen mit, die unter Führung von General Giáp für die Befreiung Vietnams kämpften. Der sich aus den Bildern ergebende Erzählstrang ist mit den Lebensgeschichten der drei Legionäre verwoben. Die Ausstellung geht auch auf die Beweggründe ein, die die drei Südtiroler dazu geführt haben, bei der Fremdenlegion anzuheuern. Ihre radikale Entscheidung ist vor dem historischen Hintergrund der Nachkriegszeit zu sehen. Die drei Südtiroler Legionäre stehen stellvertretend für Tausende junge Männer, die in der Fremdenlegion ihren einzigen Zufluchtsort sahen. Viele waren Wirtschaftsflüchtlinge, die auf der Suche nach Arbeit illegal nach Frankreich gegangen und dort aufgegriffen worden waren. Sie wurden vor die Alternative gestellt, entweder bei den “Képis Blancs” Dienst zu tun oder eingesperrt und nach Italien zurückgebracht zu werden. Andere flohen vor ihrer Vergangenheit nach Frankreich, obwohl sie noch blutjung waren: ehemalige Faschisten und Anhänger der Repubblica di Salò, Partisanen und Anarchisten oder einfach nur Versprengte, die keinen Weg zurück in die Gesellschaft fanden. Wieder andere waren von der italienischen Justiz verfolgt und tauchten in der Anonymität der Fremdenlegion unter, um dem Gefängnis zu entgehen. Die meisten hatte nur eine sehr schwammige Vorstellung davon, was sie in der Fremdenlegion erwartete, und noch weniger Ahnung vom Krieg in Indochina, einem Krieg, der es an Schrecken, Opferzahl und Grausamkeit mit dem amerikanischen Vietnam-Krieg der Sechziger-Jahre aufnehmen kann. Die anderen beiden Fremdenlegionäre neben Emil Stocker sind der Bozner Beniamino Leoni, der desertierte und sich auf die Seite der Viet-Minh-Partisanen schlug, und der ebenfalls aus Bozen stammende Rudi Altadonna, der im Alter von 24 Jahren am 21. April 1954 in Dien Bien Phu ums Leben kam.