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Im Werk von Francesco Bocchini wechselt die Behandlung von Eros und Thanatos sich ständig ab. Einerseits herrscht eine bahnbrechende Vitalität – ein Wechselspiel aus körperlichen und geistigen Bewegungen, das den Zuschauer immer wieder in seinen Bann reißt; andererseits ist Bocchini kein Künstler, der um jeden Preis gefallen will. Sowohl in den Mechanismen als auch in den letzten, wunderschönen Karten bietet die Wiederverwendung bestehender, bereits gelebter Bilder und Materialien die Gelegenheit, versteckte Pulsationen, schlecht zurückgehaltene Instinkte der Gesellschaft zu befreien. Aus diesem Grund hat Bocchini, der Meister des Recyclings – von den gebrauchten Kartonen für den Textildruck in Gambettola bis hin zu den Verschrottungsblechen in der Romagna – immer ein eigenes, magisches, anarchisches Universum geschaffen, das sowohl von der Geschichte als auch von der gehobenen Kultur, aber auch von der Volkskultur geprägt wird. Es findet in seinem Werk auch eine Koine statt, in der Sprachen miteinander verschmelzen: Italienisch, Französisch oder Deutsch mischen sich in einer Allgegenwart der Elemente, die miteinander in steter Spannung stehen. Bei den oft großformatigen Karten nimmt die Farbe vage, drohende Grundierungen an, die Bilder sind Ausschnitte, Schnipsel alter Zeitungen, wiederverwendete Fotos, Überbleibsel eines öffentlichen Gedenkens, das der Vergesslichkeit der Zeit überlassen wurde.