"Wenn ich Musik nicht höre oder spiele, fehlt mir etwas". Ein Interview
Norbert, dein Leben dreht sich um die Musik. Seit wann spielst du ein Instrument?
Ich begann in der Grundschule mit dem obligaten Singen und Blockflötespielen. In der 4. Klasse wechselte ich zum Horn.
Warum hast du dir dieses Instrument ausgesucht?
Ich liebe seinen Klang. Er ist weich, man weiß nicht genau, wo er herkommt. Er ist hoch und tief, laut und leise...
Wie ging es karrieremäßig bei dir weiter?
Ich besuchte neben dem Realgymnasium das Konservatorium. Irgendwann stellte sich die Frage nach meiner Zukunft: Es hätte mir auch gefallen, Skirennfahrer zu werden, aber dafür reichte es nicht ganz. Also hab ich mich ganz und gar der Musik verschrieben. Ich spielte ein Jahr in der Orchestra Giovanile Italiana Fiesole und zwei Jahre im Gustav Mahler Jugendorchester. Nach dem Militärdienst ging ich nach Florenz, um dort weiter zu studieren. Später war ich an der Musikhochschule von München und Stuttgart, wo ich bei Maestro Radovan Vlatkovic lernte. 1992 fing ich beim Bozner Haydnorchester an, wo ich bis 2012 spielte. Ich hatte auch Auftritte mit anderen Orchestern, vor allem in Österreich. Zur Zeit spiele ich bei Bozen Brass und dirigiere die Musikkapelle Lengmoos.
Was war das Highlight deiner Karriere?
Das waren die Konzerte in den großen Hallen Europas mit verschiedenen Orchestern; wir spielten an der Mailänder Scala, der Royal Albert Hall in London oder in Frankreich. Ein Höhepunkt war für mich aber auch ein Solokonzert mit Orchesterbegleitung in Meran vor zirka vier Jahren.
Hast du einen musikalischen Traum?
Es wäre ein großes Erlebnis, mit einer Rockband auf Tournee zu gehen und in einem Riesenstadion mit dem Horn so richtig loszulegen, wie es Backgroundsänger oft machen. Wir haben in London mit dem Gustav Mahler Jugendorchester vor mehreren Tausend Menschen gespielt, aber das ist nicht dasselbe.
Welche musikalische Richtung ist die deine?
Nun ja, ich bin klassisch ausgebildet. Ich liebe Beethoven, Haydn. Mir gefallen aber auch Filmmusik, Jazz, Rock und Pop. Mit Bozen Brass spielen wir von Barock bis Blues und Jazz ziemlich alles. Wir halten ca. 50 Konzerte im Jahr, überwiegend im Ausland. Das derzeitige Programm heißt „Sendepause“, wie spielen es seit einiger Zeit. Heuer müssen wir ein neues Programm für den nächsten Sommer zusammenstellen.
Hast du ein Vorbild?
Auf jeden Fall meinen Lehrer Radovan Vlatkovic. Ich habe aber großen Respekt vor jedem Solo-Hornisten.
Wie oft übst du?
Jeden Tag. Früher auch 5 bis 6 Stunden täglich. Heute hängt das auch davon ab, ob ich gerade unterrichte, oder ob ein Konzert ansteht. Mittlerweile mache ich auch lange Pausen, zum Beispiel im Urlaub. Aber es ist sehr wichtig zu üben, denn gerade für ein Blasinstrument müssen Atemapparat und Mundmuskulatur trainiert sein.
Was bedeutet Musik für dich?
Ziemlich viel. Wenn ich sie nicht höre oder spiele, fehlt etwas. Sie beruhigt mich und geht tief in mich hinein.
Wie lebt es sich als Musiker in Südtirol?
Ich würde sagen gut. Es gibt sehr viele Veranstaltungen, bei denen man auftreten kann, man muss nur etwas flexibel sein. Man kann auch gut als Musiklehrer arbeiten, denn es gibt im ganzen Land Musikschulen und reges Interesse von Seiten der Schüler. Man kann zum Beispiel in Sarnthein heute E-Bass lernen oder sein Kind in einen Jazzkurs schicken - davon konnte man früher nur träumen! Es gibt auch dementsprechend viele Bands.
Was machst du, wenn du abschalten musst?
Ich bin Eishockeyfan, ich schaue gern zu und spiele auch selber. Ich fahre Ski und Rad, segle gern. Besondere Entspannung finde ich beim Waldarbeiten mit der Motorsäge. Ich habe einen eigenen Wald und fälle dort meine kranken Bäume selbst. Auf diese Weise verbringe ich eine gute Zeit mit mir allein und habe für den Winter genügend Brennholz! [S.A.]