Der Brixner Fotograf und Restaurator Johannes Wassermann zog 102mal los, um Haselhuhn Gustl zu fotografieren. Das Resultat ist eine Fotoserie, für die er nun den Fritz Pölking Preis erhalten hat.
Johannes, du bist ein preisgekrönter Fotograf, hast unzählige Bilder aufgenommen. Wie fing alles an?
Das war 2007 anlässlich einer Australienreise, ich wollte schöne Erinnerungsbilder. Ich war zufrieden, hatte damals aber keine sehr hohen Ansprüche. 2010 begann ich, auch zuhause zu fotografieren und wandte mich der Tierfotografie zu. Meine Lieblingsmotive waren die Raufußhühner: Auerhuhn, Birkhuhn, Haselhuhn und Alpenschneehuhn.
Wenn du erst ein bestimmtes Tier und seinen Lebensraum lokalisiert hast, wie gehst du weiter vor?
Beim Haselhuhn hatte ich großes Glück, die sind nämlich extrem scheu; ich versuchte sie mit Lockpfeifen aufzuspüren. Zum richtigen Zeitpunkt bekam ich den Tipp, dass an einem bestimmten Ort ein weniger scheues Haselhuhn lebte; ich wusste, so etwas bekomme ich nie wieder. Ich bin der Sache sofort nachgegangen. 2017 war Haselhuhn „Gustl“ mein einziges Projekt. An Wochenenden oder auch unter der Woche bei idealem Wetter, also bei starkem Schneefall oder dichtem Nebel, stieg ich zu ihm hinauf. Seitdem war ich 102mal dort, ich war von diesem Projekt gefesselt. Vor einem Jahr ist „Gustl“ leider verschwunden.
Auf jeden Fall hat sich dein Einsatz gelohnt: Du hast nicht nur wunderschöne Bilder, sondern auch einen renommierten Preis dafür bekommen.
Das war der Fritz Pölking Preis 2018 der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen; Pölking war der Wegbereiter für die moderne Tierfotografie.
Hattest du deine Leidenschaft für Tiere von Anfang an?
Ja, daran ist mein Vater schuld. Er ist seit seinem 14. Lebensjahr Naturfotograf, diese Begeisterung bekommt man als Kind natürlich mit; ich begleitete ihn auf Fotoreisen, schaute zu und suchte nach Federn.
Du hast eine beeindruckende Federnsammlung. Was fasziniert dich so an Federn?
Mich faszinieren die Farben, Muster, Formen und Funktionen. Durchs Federnsammeln habe ich den richtigen Bezug zu Tieren bekommen, ich schnüffelte durch jeden Lebensraum und beobachtete die Tiere.
Ein anderes Projekt war der Bildband „Natur in Vollendung“, der im Kneesebeck-Verlag erschienen ist.
Ja, gemeinsam mit meinem Vater Hugo und unseren Freunden Georg Kantioler und Manuel Plaickner konnten wir unseren Traum eines gemeinsamen Bildbandes verwirklichen. Das Tolle an diesem Projekt war, dass wir vier einen ähnlichen Bildstil und eine große Vorliebe für ästhetische Naturfotografie haben. Zudem konnten wir durch unsere verschiedenen fotografischen Schwerpunkte alle Bereiche der Naturfotografie abdecken.
Du hast schon einige Preis verliehen bekommen, so auch beim „Glanzlichter Wettbewerb“ in Deutschland einen Preis für dein phänomenales Bild „Smiley“ bekommen.
Ja, das war im Rahmen der Kategorie Atelier Natur. Ich kam an einem Seeufer vorbei, an dem waren durch Wasserschwankungen nunmehr eingefrorene Luftblasen entstanden. Das ganze Ufer war voll davon; und plötzlich sehe ich im Sucher das Smiley! Diese Situation musste ich verfolgen, also tüftelte ich drei Tage lang an diesem Detail herum, bis richtiger Blickwinkel und Sonnenstand das Bild des lachenden Smileys ergaben. [S.A.]
Zur Person
Johannes Wassermann (im Bild) wurde 1986 in Brixen geboren und arbeitet dort als Möbelrestaurator. Bereits im Kinderalter entdeckte er die Liebe zur Natur und den Wildtieren, die er seit einigen Jahren mit viel Eifer und großem Aufwand fotografiert. Sehr scheue und seltene Tierarten spielen dabei eine große Rolle, denen er unter anderem in selbst gebauten Tarnverstecken auflauert. Mit seinen Bildern will er die Schönheit und Einmaligkeit unserer Fauna nahebringen, nebenbei aber auch darauf aufmerksam machen, dass wir auf unsere Tierwelt mehr Rücksicht nehmen sollen und müssen, da wir sie immer mehr einengen und ihre Lebensräume oft sinnlos zerstören, die sie so dringend benötigen.