Manfred Zöschg schlüpft gern in viele Rollen. Bei uns kennt man ihn vor allem als “Luis aus Südtirol”, dem Ultner Urgestein, das mit Charme, Witz und viel Gespür für die Komik im Alltag die Menschen zum Lachen bringt.
Manfred, du hast in Kürze eine Vorstellung aus deinem neuen Programm „Speck mit Schmorrn“ und sitzt hier ganz entspannt: Hast du denn kein Lampenfieber?
Nicht wirklich, nein. Ein bisschen zu wenig. Wenn man mehr Lampenfieber hätte, wäre man konzentrierter, und ich bin oft recht unkonzentriert. Irgendwie bräuchte ich etwas davon, weil’s ja ohnehin weggeht, sobald man auf der Bühne steht. Einmal hatte ich Lampenfieber, das war vor 15, 20 Jahren; da waren lauter Profis vom Fernsehen, und die waren alle so nervös, dass ich einen gefragt habe: „Du stehst doch jeden Tag vorm Mikrofon, warum bist du noch nervös?“, und der Mann hat geantwortet: „Wenn man nicht nervös ist, dann wird das nichts“. Da wurde ich auch nervös. Aber auf der Bühne war’s auch schon wieder vorbei.
Muss man mehr improvisieren, wenn das Lampenfieber fehlt?
Naja, ich improvisiere überhaupt gern, da ich kein Auswendiglerner bin. Ich schreibe nur Stichworte auf. Jede Vorstellung wird anders, weil auch die Leute anders sind.
Warum „Speck mit Schmorrn“?
Ich wollte auch den Manfred ins neue Programm bringen; der Luis ist ein richtiger Südtiroler, der natürlich Speck isst, der Manfred ist Österreicher, deshalb der Schmarrn; so kam ich auf den Titel; man kann beides nicht direkt vermischen, genauso wenig wie den Manfred und den Luis, die sind ja komplett verschieden. Mein Bub sagt immer: „Schizophrenie“, ich sage „Nein, das ist multiple Persönlichkeit, das ist was anderes“.
Wie kommen dir die Ideen für ein Programm?
Ich erzähle kleine Geschichten, die mir widerfahren sind, oder so passieren könnten. Als Kind wollte ich schon wissen, wie man eine Situation von der humorvollen Seite sehen kann. Das war auch notwendig, da ich so ungern zur Schule ging.
Du warst also früher schon ein Spaßmacher?
Ja, schon. Ich war zwar kein Klassenclown, dazu war ich zu schüchtern. Anders als der Luis.
Wie hast du dein Talent bemerkt?
Das hat meine Frau bemerkt. Ich wusste zwar schon als Jugendlicher, dass ich Leute unterhalten kann, aber ich habe nie daran gedacht, auf die Bühne zu gehen. Meine Frau hat mich getrieben. Wie das so ist, die Frauen beherrschen uns Männer halt. Irgendwann hatte ich so viele Geschichten, dass ich doch auf die Bühne wollte. In Hall, wo ich daheim bin, gibt es einen Stadtsaal für ca. 150 Personen, der ist günstig zu bekommen. Ich habe den Saal gemietet und mir nix erwartet. Und dann musste ich zwei Zusatzvorstellungen geben.
Gab’s damals schon den Luis?
Nein, ich fing mit Sprachimitationen an und ahmte Menschen nach. Der Luis ist dann einfach passiert; wir fahren ja jedes Jahr ins Ultental, um meine Verwandten zu besuchen. Dort wohnen so urige Typen, die mag ich; ich begann, sie nachzuahmen und merkte, dass ich mich in dieser Rolle wohlfühlte. So ist vor etwa 15 Jahren der Luis entstanden.
Es heißt, dass besonders lustige Menschen oft schwermütige Menschen sind.
Ich weiß, was du meinst, viele sind sogar depressiv. Ich zum Glück nicht. Als Handwerker musste ich schon schauen, wie ich eine Familie mit vier Kindern über die Runden bringe, aber ich bin nicht schwermütig, eher eine Frohnatur.
Wie viel Luis steckt in der Privatperson Manfred?
Ja, wenn ich’s doch nicht weiß! Das ist ja das Problem mit der multiplen Persönlichkeit! Ich bin ein schüchterner Mensch und kann mich im Luis ausleben, er ist sozusagen mein Ventil. Meine Frau findet, Luis sei der lässigere, weil er tanzen kann. Ich selber kann ja nicht tanzen; der Luis kann zwar keinen Walzer, dafür aber den Roboter, den Moonwalk und solche Sachen, die der Manfred nie machen würde. Eigentlich sollte ich schon irgendwann zum Psychologen gehen, aber ich fürchte mich vor dem Ergebnis! Wenn ich eine Diagnose bekomme, dann muss ich die ernst nehmen und dann ist es vorbei (lacht).
Wann wird der Luis eigentlich zum Zahnarzt gehen?
Der Luis geht öfter als ich, die künstlichen Zähne sind ja viel empfindlicher. Bei einer Vorstellung in der Steiermark vor zwei Jahren musste ich die Zähne kurz unter dem Hut auf dem Boden verstecken, da bin ich draufgetreten; sie waren in zwei Teile zerbrochen, aber für die Vorstellung ging’s gerade noch. Wobei übrigens viele Leute nicht verstehen, warum ich mich so hässlich mache. Aber das ist meine Rolle. Früher war es halt so, da gab es keinen Zahnarzt.
Was ist dein perfekter Tag?
Da muss ich auf jeden Fall frei haben! Der perfekte Tag ist fast jeder Sonntag. Länger schlafen, die Familie kommt zusammen, wir sitzen im Garten unterm Apfelbaum, essen und trinken. Ein kurzer Mittagsschlaf und am Nachmittag kommen dann die Freunde und Nachbarn – das ist perfekt. [S.A.]