Die Freilichtspiele Südtiroler Unterland (FSU) sind das erste und somit älteste Freilichttheater Südtirols. Gegründet wurden sie 1968 von Luis Walter. Seitdem haben fast 600 Mitwirkende mit ihrem Einsatz dazu beigetragen, den Unterlandler Theatersommer zu bespielen. Ihr ehrliches Engagement blieb dabei nicht ungekrönt, schließlich verbuchen die FSU im Schnitt jedes Jahr an die 4.000 Besucher.
Mit Luis Walter standen anfänglich hauptsächlich Tiroler Autoren auf dem Spielplan. Dies änderte sich vor nunmehr 30 Jahren mit dem neuen Obmann Zeno Bampi, der sich seitdem mit Regisseur Roland Selva auch an Autoren der klassischen Theaterliteratur heranwagt: „Miles Gloriosus“ von Plautus, Gogols „Parasit“ oder Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ sind nur einige Bespiele.
Auch die Wahl des passenden Spielorts hat für Selva und Bampi Priorität und so wählte man zuweilen auch längst vergessene Orte – z.B. das mittelalterliche Klösterle in St. Florian bei Neumarkt –, die dadurch zu neuer Aufmerksamkeit gelangten. Weltoffenheit und Traditionsbewusstsein liegen hier gleichauf, sodass die FSU mittlerweile viele talentierte Schauspieler zu ihrem fixen Repertoire zählen können.
Roland Selva, die FSU sind das dienstälteste Freilichttheater Südtirols. Wie kam es zu ihrer Gründung?
Luis Walter wollte anhand eines gehobenen Volkstheaters das Geschichtsbewusstsein in der Bevölkerung fördern. Zeno Bampi und mir ist es hingegen ein Anliegen, die klassische Theaterliteratur nach Südtirol zu bringen und in den hiesigen Kontext einzubetten. Daraus entsteht eine aus der Südtiroler Sichtweise und Metaphorik heraus verstandene Weltliteratur.
Könnte man sagen, dass die FSU eine Vorreiterrolle in der regionalen Theaterlandschaft gespielt haben?
Sie haben sich mit Sicherheit anregend ausgewirkt, schließlich waren wir die ersten, die sich dem Freilichttheater gewidmet haben. Die Rittner Sommerspiele wurden fünf Jahre später gegründet. Mittlerweile sind Aufführungen unter freiem Himmel landesweit ein fixer Bestandteil der Kultur im Sommer.
Oft geht der 50. Geburtstag ja mit dem Beginn einer Midlife-Crisis einher…
In einer Krise stecken wir nicht, aber ein Moment der Reflexion ist nach 50 Jahren angebracht. Wie kann es weitergehen, soll es überhaupt weitergehen? Nach über 30 Jahren hat Zeno Bampi beschlossen, bald sein Amt niederzulegen und das führt unweigerlich zu einer gedanklichen Neuorientierung. Aber Veränderungen gehören dazu und das muss nichts Negatives bedeuten. Wir möchten vermehrt auch jungen Leuten eine Perspektive bieten und somit frischen Wind in die FSU bringen.
Auch das „Theater an der Etsch“ hatte heuer ein Jubiläumsjahr. Können Sie uns etwas mehr zu diesem Projekt sagen?
Das „Theater an der Etsch“ wurde 1978, also vor genau 40 Jahren, gegründet, um die Theaterliebhaber im Unterland auch außerhalb der Freilichtsaison mit Kultur zu versorgen. Die Aufführungen finden in den Wintermonaten im Dachbodentheater des Mesnerhauses in Neumarkt statt. Wir sind gerade eifrig am Grübeln, womit wir das Publikum in dieser Saison überraschen könnten. Finché c’è vita c’è speranza (lacht). [A.G.]
ZUR PERSON
Roland Selva, Jahrgang 1954, absolvierte das Max-Reinhardt-Seminar für Schauspiel und Regie in Wien. Es folgten Engagements bei Film- und Theaterproduktionen im deutschsprachigen In- und Ausland (u.a. „Tatort“). Seit 2001 ist er künstlerischer Leiter der FSU.