Mal mehr, mal weniger besinnlich geht es im Dezember zu. Eines haben aber alle Produktionen gemeinsam: sie werden uns die Vorfreude auf Weihnachten versüßen.
Mit einem ganz besonders prall gefüllten Nikolaussack klopft das Carambolage in Bozen an unsere Haustür. Neben verschiedenen musikalischen Highlights präsentiert das Kleinkunsttheater ein reiches Programm, bei dem Sound und Kabarett, Schauspiel und Lyrik zu einem Crossover verschmelzen. Am 5. Dezember dirigiert die zweifache Südtiroler Poetry-Slam-Landesmeisterin Lene Morgenstern den Jazz-Slam „Auf Teufel komm raus“, bei dem die Wortakrobatik dreier „Slammer“ aus dem In- und Ausland auf ein Jazztrio trifft. Eine Mischung aus Konzert und freier Poesie, wie sie hierzulande noch nie zu sehen war. Weiter geht es mit dem österreichischen Kabarettisten Christoph Spörk (6.-7.12), ein multilinguales Ausnahmetalent, das auf Steirisch, Bayrisch und Spanisch seine musikalisch umrahmte Sichtweise zu (un)politisch und (a)sozial brisanten Themen zum Besten gibt. Zum Terminplan gehört auch das weihnachtlich angehauchte Improtheater „X-Mas Special“ (11.12), ehe es mit der 1. Südtiroler „Fuckup Night“ (13.12) in die vorfeiertägliche Endphase geht. Frei nach dem Motto #sharethefailure erzählen hier unfreiwillig Gescheiterte mit viel Eigenironie von ihren Pleiten. Diese 2012 in Mexiko entstandene Bewegung hat nach Etappen in über 200 Städten rund um den Globus nun auch ihren Weg nach Bozen gefunden. Scheitern ist das neue Sexy, vor allem dann, wenn Andere etwas daraus lernen können.
Die Dekadenz in Brixen schlägt nachdenklichere Töne an. In „Emmas Glück“ (ab 7.12) schafft die Wiener Schauspielerin Yarina Gurtner in der Rolle der Emma in einem 90-minütigen Monolog eine Atmosphäre der Zärtlichkeit, in die sie die Erzählung ihrer Liebesgeschichte zum todkranken Max einbettet. Das Stück basiert auf dem erfolgreichen gleichnamigen Roman der Autorin Claudia Schreiber. Mit dem hochaktuellen Thema der Zwischenmenschlichkeit befasst sich hingegen die Theateradaption des Romans „Emigranten“ von Slawomir Mrozek (ab 15.12). Dabei kommen zwei Ausgewanderte aus demselben Land zusammen, die sozialen Unterschiede zwischen den beiden – es handelt sich um einen Intellektuellen und einen Gastarbeiter – führen aber trotz ihrer gemeinsamen Herkunft zum Eklat. Regisseurin Agnieszka Salamon bringt mit den Schauspielerinnen Denise Teipel und Cristina Maria Ablinger ein ironisches Stück aufs Parkett, bei dem die kanonisierten Vorstellungen des „Ich“ und „Du“, des „Männlichen“ und des „Weiblichen“ ins Schwanken geraten.
Um eine ganz andere Art der Völkerverständigung geht es beim neuesten Bühnenprogramm des allseits beliebten Luis aus Südtirol, mit dem er seit Oktober durch das Land tourt. Am 7.12 macht „Speck mit Schmorrn“ im Haus der Kultur in Schlanders halt. Dabei kommt erstmals auch Manfred Zöschg, Erfinder und Darsteller der Kultfigur, zu Wort. Was geschieht, wenn sich ein Nord- und ein Südtiroler die Bühne teilen, wenn der Speck und der Schmorrn auf ihre Redeerlaubnis warten müssen? Kein Auge bleibt hier trocken, hoffentlich bleiben wenigstens alle Knochen heil.
Viel Aufmerksamkeit wird in der Weihnachtszeit den Jüngsten unter den Theaterbegeisterten gewidmet. Nach der Premiere im Ufo Bruneck gehen die Vereinigten Bühnen Bozen mit dem Klassiker „Der Regenbogenfisch“ von Marcus Pfister im Dezember auf Südtiroltournee (Schluderns 2.12, Meran 5.12, Bozen ab 8.12). Das Stück von Regisseur Alexander Kratzer handelt von Empathie und Freundschaft. Im Theater in der Altstadt Meran zeigt Regisseurin Johanna Porcheddu mit „Wie hoch ist oben“ (ab 8.12) eine märchenhafte Inszenierung über den Kreislauf des Lebens. Ba Gia macht Sternchen auf das Vergehen der Jahreszeiten aufmerksam: Gedeihen, Ernten und Sterben gehören zum natürlichen Werden und Vergehen. Sternchen will dennoch nicht wahrhaben, dass auch Ba Gia bald nicht mehr da sein wird. Ein Zauberer soll dabei helfen, den Lauf der Welt anzuhalten. Doch der Tod gehört zum Leben, und damit Frühling wird, muss der Winter kommen…
Im Stadttheater Bruneck haben Bauer Pettersson und Kater Findus gemeinsam Spaß (ab 13.12). Der schwedische Kinderbuchklassiker von Sven Nordqvist wurde von Tristan Berger für die Bühne adaptiert. „Die Abenteuer von Pettersson und Findus“ spielen auf einem ganz besonderen Bauernhof, denn hier ist immer etwas los. So hat Findus beispielsweise ganz bescheidene dreimal im Jahr Geburtstag, dazwischen vertreiben sich Bauer und Kater die Zeit mit allerlei Abenteuern. Mit von der Partie sind auch Prillan das Huhn, Mathilda das Schwein und viele andere Tiere. Am Ende gilt: „Alle für einen und niemals allein!“
Das Theater im Hof in Bozen wartet hingegen mit dem Schattentheater „Florentine will´s wissen“ auf (ab 13.12). Irene Moroder und Georg Malfertheiner erzählen die musikalisch umrahmte Geschichte von Florentine, die im Keller ihres Opas eine Trommel entdeckt. Sie ist von diesem Instrument sofort fasziniert und nimmt es überall hin mit. Eines Tages entdeckt sie ein Plakat: „Möchtest auch du an unserem Schulorchester teilnehmen und beim Abschlusskonzert mitspielen?“ Florentine möchte es unbedingt ins Orchester schaffen, dies entpuppt sich jedoch als hartes Unterfangen. Sie lässt sich davon aber nicht aufhalten. Eine Geschichte über Zielstrebigkeit, Fleiß und Freundschaft. [A.G.]